Art of Hosting: Veränderung braucht gute Gastgeber:innen für gute Gespräche

 In Blogbeitrag
ART OF HOSTING (Teil 1): Wer in einer Organisation eine grössere Veränderung angehen möchte, startet ein Projekt. Dadurch soll die Veränderung plan- und steuerbar werden. Doch das ist sie in der Regel nicht. Darum ist es besser, eine andere Rolle einzunehmen: Die Rolle des Hosts für gute Gespräche.

Projekte, Planung und Steuerbarkeit

Veränderungs- und Entwicklungsprozesse in Organisationen werden in unseren Breitengraden meist als «Projekt» angegangen.Die Grundannahmen sind damit gesetzt:
  1. Es gibt ein konkretes Problem (mitunter als «Herausforderung» oder «Chance» bezeichnet, was jedoch für diese Betrachtung keinen Unterschied macht).
  2. Es gibt klare Ursachen für dieses Problem und Expert:innen, die diese durch Analyse finden können.
  3. Es gibt eine oder mehrere eindeutig, richtige und gute Lösungen dafür, die als Ziel formuliert und umgesetzt werden (was folgerichtig ist, wenn man «die Ursache» zu kennen glaubt).
  4. Es gibt Best-/Good-Practice-Ansätze dafür (und Expert:innen die das Projekt damit zum Ziel führen).
  5. Der Weg zur Lösung lässt sich in Teilaufgaben unterteilen (Arbeitspakete), planen (Projektphasen, Budget) und mit den geeigneten PM-Methoden zur Zufriedenheit aller umsetzen (=Erfolg).

Wenn diese «Projekte» die Erwartungen nicht erfüllen, wird dies wahlweise der Projektleitung, den Projektvorgehen, den Expertinnen und Experten oder den Auftraggeber:innen («Ohne Management-By-In…») zugeschrieben. Auch hier die Annahme, es müsse klare Ursachen geben.

Die Grundannahme, die Welt und damit Gruppen, Teams oder Organisationen müssen sich irgendwie auf ein Ziel hin steuern lassen, ist so tief verankert, dass wir sie nicht infrage stellen.

Agilität und Selbstorganisation auf der Schauseite

«Agil, agil» werden einige rufen. «Partizipation und Selbstorganisation», die anderen. Und ja, da ist was dran. Es zeigt sich jedoch, dass viele als agil, partizipativ und selbstorganisiert ausgeflaggte Vorhaben bei genauem Hinsehen schlicht Projekte sind. Aussen Kreise, systemische Schleifen und Theorie-U und innen bleibt alles steuerbar: «1. Wir haben ein Problem, 2. Ursache dafür ist…». Die Haltung bestimmt das Handeln. Projektmanagement erscheint als Antwort auf alles.

Art of Hosting: Die Kunst gute Gespräche zu leiten

Kann man das auch anders machen? Klar. Und wir wissen das alle. Wir haben es schon erlebt, am Arbeitsplatz, der Bürgervereinigung, im Verein: «Conversations that Matter», Gespräche, die einen Unterschied machen, erkunden, Energien freisetzen, etwas in Bewegung und auf den Boden bringen.

Ende der 90er Jahre bildete sich eine Community von Prozessbegleiter:innen. Sie hatten Erfahrung in Gesundheits- und Bildungswesen, Gremien in Politik und Verbänden, Umwelt- und Bürgerinitiativen, Unternehmen u. a. Ihr Anliegen war zusammenzutragen, was es braucht, damit diese Diskurse möglich werden, so dass andere Praktikerinnen und Praktiker das nutzen können.

Sie nannten es «Art of Hosting and Harvesting Conversations that Matter» oder auch «Art of Participatory Leadership». Art of Hosting ist ein Sammlung, zu Haltung, Methoden und Prozessdesign um soziale Prozesse so zu gestalten, dass das entstehen kann, was die Gemeinschaft (nicht nur einzelne) wirklich (nicht nur äusserlich) weiterbringt.

Darum soll es in dieser Serie gehen. Wir alle brauchen das gerade mehr denn je.

Recent Posts

Leave a Comment

Kontaktieren Sie uns

Wir sind gerade nicht online. Aber Sie können uns eine Nachricht senden und wir melden uns schnellstmöglich bei Ihnen.

Start typing and press Enter to search

EmpathieTeilnehmer:innen an einem AoH-Training im Gespräche