Art of Hosting: Partizipation braucht Offenheit und Neugier
Partizipation ist kein Überzeugungsprojekt
- Wir (die Wissenden) haben «das Problem» erkannt und kennen die (gute) Lösung dafür.
- Die anderen (die Betroffenen) müssen erkennen/überzeugt werden, dass das die gute/beste Lösung ist.
- Wenn wir sie «beteiligen», werden sie das verstehen und uns unterstützen.
In der Projekt-Management-Szene wird ein drastische Beispiel verwendet, um zu veranschaulichen, dass Punkt 3 mit dieser Haltung unwahrscheinlich ist: Das Schinken-Ei-Sandwich. Schwein wie Huhn sind von dem Sandwich-Projekt «betroffen». Kaum jemand wird erwarten, dass das eine sein Leben, das andere das seines Nachwuchs begeistert hergibt, wenn man sie nur partizipieren lässt.
Wer schlechte Nachrichten überbringen muss, sollte nicht darauf hoffen, dass es durch «Partizipation» gute werden. In dieser Situation ist Transparenz meist die ehrlichere Strategie. Man zeigt, dass man anzuerkennen vermag, was für die Betroffenen schwer zu tragen ist.
Wann ist Partizipation sinnvoll?
Man kann ein Problem sehen, man kann sogar schon eine Lösung dafür haben. Partizipation ist dann sinnvoll, wenn man offen für andere Perspektiven ist. «This or something better» ist eine Form dieser Offenheit.
Eine Frage, die zur Interaktion einlädt
In Art of Hosting ist es Praxis mit einer «Calling Question» zu starten. Die «Calling Question» ist Ausgangs- und Orientierungspunkt für den partizipativen Prozess. Caller ist, wer eine Frage aufwirft und um Engagement bittet. Um herauszufinden, was die gute Frage für einen partizipativen Prozess ist, investieren Caller oft viel Zeit. Denn so kann man prüfen:
- Um was es wirklich geht und ob das verständlich ist
- Für wenn das relevant ist und warum
- Ob man selbst offen ist für unterschiedliche Perspektiven dazu
- Ob sie verschieden Perspektiven zulässt und zu Interaktion einlädt
Dieser Prozess führt dazu, dass man sich selbst zum Untersuchungsgegenstand macht. Ja/Nein-, Suggestiv- oder reine Wissensfragen fallen hier durch. Gute Fragen werden angenommen und regen dazu an, sie zu bearbeiten.
Um den Kreis zu schliessen: Der Prozess zeigt noch etwas anderes. Man kann keine Beteiligten machen. Menschen entscheiden selbst, ob und wie sie partizipieren. Wer das versteht, hat den Grundstein für einen erfolgreichen partizipativen Prozess gelegt.
Weitere Beiträge zu Art of Hosting
Im ersten Teil der Serie ging um die Frage, warum für Veränderungen in Organisationen gute Gespräche wichtiger sind als Planung uns Steuerung.